Der „Glacier Express“ als Kontrapunkt im Val d'Isère

Das wunderschöne Skigebiet der Solaise in Val d'Isère wird sehr stark frequentiert.
 In diesen
10 Beschäftigungsanlagen nimmt die neue kuppelbare 6er-Sesselbahn „Glacier Express“ eine Sonderstellung ein.

 


Die MCS Bergstation des "Glacier Express" in val d´Isère.
Sie erschließt einerseits eine lange und sehr schöne blaue Piste und andererseits ist sie Zubringer zur Sesselbahn „Leissieres“ und damit ins Skigebiet des Col de l'Isèran. Klar also, dass die alte 3er-Sesselbahn den Anforderungen nicht mehr genügen konnte. Die Strecke des „Glacier Express“ beginnt auf 2 481 m Höhe und befördert 3 000 Personen pro Stunde in 6 Minuten über eine Distanz von 1 780 m zur Bergstation auf 2 805 m. Dies ist die dritte Anlage an derselben Stelle, denn die mechanische Beförderung von Skifahrern begann in Val d'Isère in den 30er Jahren. Die ersetzte Anlage (3er fixgeklemmt) beförderte allerdings nur 1 800 Personen pro Stunde und die Fahrzeit war doppelt so lang.

Für Garaventa ist dies die erste kuppelbare Sesselbahn in Frankreich, die nach dem neuen, modularen MCS-System gebaut worden ist. „Ich bin überzeugt, dass Komfort, Stations-Design, Preis-Leistungs-Verhältnis und die sehr kurze Bauzeit die Vergabe an Garaventa positiv beeinflusst haben“, sagte ein sichtlich stolzer Ernst Egli bei der Eröffnung zu MM. Die Fundamente konnten auf dieser Höhe erst im Juli betoniert werden, Mitte August begannen die Montagearbeiten und am 5. Dezember lag die Betriebsbewilligung vor. Bei einem solchermaßen gedrängten Terminkalender und mehreren Montageequipen, müssen alle „Zähne“ zusammenpassen. „Das hat mit allen Beteiligten sehr gut funktioniert“, meinte der Projektleiter Patrick Schibli von Garaventa Sion.


Zufriedene Gesichter von Ernst Egli, Garaventa, Jean-Paul Rivollier, Direktor der technischen Abteilung und des Betriebs STVI, und Patrick Schibli, Projektleiter von Garaventa.

Bewährte Hydraulik von Garaventa in der großzügig gestalteten Bergstation.

Das Teamwork hat funktioniert

Bauherrin des "Glacier Express" ist die Socièt‚ des Tèlèphèriques de Val d'IsEre (STVI). Das im selben Konzern angesiedelte Stahlbauunternehmen Montaval SA (auch in Val d'Isère) ist heute noch das einzige rein französische Unternehmen, das Seilbahnen planen, berechnen und mechanisch bauen kann. Das Schweizer Unternehmen zeichnet verantwortlich für den elektromechanischen Teil der Anlage, während die Strecke mit den Stahlbauten (16 Rohrstützen) durch Montaval SA ausgeführt worden ist. Der 6-pulsig gesteuerte Thyristor-Motor und die Sicherheitssteuerung stammen aus den Werkstätten von Seirel SA, die Seile von TYCSA (Spanien).

Die beiden MCS-Stationen von Garaventa passen gut in die Umgebung und setzen einen futuristischen Kontrapunkt zu den älteren Anlagen. Die hydraulische Abspannung befindet sich in der Talstation, der Antrieb ist auf dem Berg. Der 490-kW-Motor treibt ein Kissling-Getriebe und verleiht der Sesselbahn eine Geschwindigkeit von 5 m/s. Die gesamte hydraulische Ausrüstung ist ebenfalls von Garaventa geliefert worden. Sofort ins Auge fallen die eleganten blauen 6er-Sessel von Garaventa, 105 an der Zahl. Für uns verwöhnte Schweizer ungewöhnlich ist, dass im ganzen Skigebiet nur wenige Anlagen über Hauben verfügen, auch die Garagierung ist nicht üblich. Es geht also trotz eisiger Temperaturen und kräftiger Winde offenbar auch einfacher! Die Investition in den „Glacier Express“ beträgt 25 Mio. FF oder 4,2 Mio. € . Und es wird weiter investiert in Val d'Isère: Die Leissieres bekommt in diesem Jahr eine kuppelbare 6er- Sesselbahn, in Les Arcs wird dieses Jahr auch eine solche Anlage realisiert, die „Vagere“, und gleichenorts ein Jahr später noch „Marmottes“. Da ist Garaventa wieder mit dabei.

 


Die eleganten 6er-Sessel werden gut ausgenützt und sind bequem und warm.


Der 6er wird offiziell dem Betrieb übergeben. Von links Jean-Christophe Morris (Vize-Gemeindepräsident), Jean-Francois Blas (PDG der STVI), Jacques Martinasso (STVI) und Projektleiter Patrick Schibli, Garaventa.

Erfolg dank schlanker Struktur und harter Arbeit


Jean-Denis Lagarde ist Directeur Commercial et Administratif bei den Sociètè‚ des Tèlèphèriques de Val d'Isère (STVI).
Mit ihm sprach MM über das Umfeld der Anlagen in dieser Destination. Val d'Isére ist heute ein Resort mit 2 000 Gemeindebürgern und 29 000 Gästebetten.

MM-FRAGE: Herr Lagarde, wann begann in Val d'IsEre der kommerzielle Skibetrieb?

Lagarde: 

Der erste, der mit Seehundhäuten (Steigfellen) unter den Skiern dem besonderen Charme des Tales nicht widerstehen konnte, war unser Fremdenverkehrspionier Jacques Mouflier. Er durchzog bereits 1929 den Schnee "so leicht wie Schwanenfedern". Sein Enthusiasmus überzeugte den Bürgermeister Nicolas Bazile, den Bau von Hotels und Geschäften zu fördern. 1932 eröffnete Charles Diebold die erste Skischule im Ort und als 1937 der Maultierpfad durch eine richtige Straße abgelöst werden konnte, ging es richtig los. Endlich konnten die Einheimischen ihr Geld im Tal verdienen. Die erste Seilbahn auf die Solaise in 2 560 m wurde 1938 gebaut.

 


Jean-Francois Blas, Präsident der STVI

MM-FRAGE: Wie viele Anlagen sind heute in Betrieb?

MM-FRAGE: Wie viele Anlagen sind heute in Betrieb?

Lagarde:

Die STVI betreibt heute 45 Anlagen, ebenso viele kommen aus Tignes dazu. Mit den 90 Anlagen können wir 140 Pisten mit einer Gesamtlänge von 300 km anbieten, in einer Höhenlage zwischen 1 785 und 3 456 m, inklusive zwei Sommerskigebiete.

MM-FRAGE: Wie viele Unternehmungen sind für diese Anlagen verantwortlich?

Lagarde:

Zwei. In Tignes ist es die Compagnie des Alpes und hier in Val d'Isère die STVI. Wir sind ein 100-Prozent-Unternehmen der SOFIVAL, einer Holdinggesellschaft mit noch weiteren 5 Unternehmungen. Eine dieser Unternehmungen ist die Montaval SA, heute noch der einzige französische Seilbahnhersteller. Die Holdinggesellschaft wird präsidiert von Bernard Blas und die 6 Unternehmungen von seinem Sohn Jean-Francois Blas. Wir betreiben auch die Val Bus, das gratis Busangebot im Tal. Mit hoher Frequenz werden im Tal die Orte Daille, Val d'Isère und Le Fornet verbunden, mit Zwischenhalten an allen wichtigen Orten. Der Gast braucht bei uns kein Auto. Daneben gehören uns auch 5 Restaurants in den Skigebieten, die wir aber verpachten.

 

Nachahmenswert: Die beiden Gesellschaften erkennen gegenseitig ihre Fahrkarten an - zwischen den Gesellschaften wird aber nicht ein einziger Euro ausgetauscht!


MM-FRAGE: Mit wie vielen Angestellten machen Sie welche Umsätze?

Lagarde:

Wir sind 50 Festangestellte, die aber auch noch sämtliche Arbeiten für die Holding erledigen. Während der Saison kommen noch 185 Personen dazu. Pro Jahr machen wir rund 35,5 Mio. _ Umsatz und investieren jedes Jahr rund 5 Mio. €. Unser Erfolg ist die schlanke Struktur und harte Arbeit!

 

 

 

MM-FRAGE: Betreibt die STVI auch die Skischulen?

Lagarde:


Oh, nein. Bei uns gibt es zwei Dutzend Skischulen, die alle auf eigene Rechnung arbeiten. Für unsere Dienstleistungen (Anlagen, Pisten) müssen diese Schulen einen gewissen Teil an die Stadt abliefern. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis untereinander.

 

 
MM-FRAGE: Was ist Ihre nächste größere Investition?

Lagarde:

Wir erschließen das Skigebiet von Bellevarde mit einer neuen Umlaufbahn, um die Standseilbahn Funival in Daille zu entlasten. Der Rohbau ist bereits erstellt (siehe Bild unten), in diesem Jahr wird Doppelmayr die Bahn mit 18 Kabinen … 24 Sitzplätzen bauen.