seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2020-03-05

Konsumentenschutz kritisiert dynamische Preise in Skigebieten

Dynamische Preise in Skigebieten:  Detaillierte Beobachtungen des Konsumentenschutzes

Quelle: Stiftung für Konsumentenschutz (SKS)

Beobachtet wurden in den Skigebieten 4 Vallées, Andermatt, Crans-Monana, Gstaad, Laax, Pizol, St. Moritz, und Zermatt in den Zeitspannen vom 16.1. bis und mit 31.1. und vom 10.2. bis und mit 19.2. an insgesamt 18 Tagen die jeweils gültigen Onlinepreise für eine Tageskarte. Dabei wurden auch die Wetterverhältnisse festgehalten.  

Intransparenz, fehlende Vergleichbarkeit 

Bei dynamischer Preisfestsetzung geht für den Kunden die Transparenz verloren. Bei Fixpreisen gilt im Normalfall die Regel: Je grösser das Angebot, umso höher der Preis. Diese Faustregel geht bei dynamischer Preisfestsetzung verloren. Der Kunde weiss nicht, welche Faktoren zu welchem Zeitpunkt welchen Einfluss auf die Preishöhe haben.  Weil er auch nicht weiss, ob diese Faktoren in den verschiedenen Skigebieten gleich oder unterschiedlich gehandhabt werden, geht zusätzlich auch die Vergleichbarkeit unter den Skigebieten verloren.  
    
Preiserhöhungen durch die Hintertür

Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Preisniveau in Skigebieten mit dynamischen Preismodellen über alles gesehen ansteigt, Beispiele:  
  • Kostete eine Tageskarte in Gstaad in Zeiten, als es noch Fixpreise gab, zuletzt 65 Franken, sind es heute in der Hauptsaison regelmässig 74 Franken. Nur werktags in der Nebensaison kann der Preis gleich oder weniger als 65 Franken betragen. 
  • In Andermatt-Sedrun kostete die günstigste Skitageskarte in der Nebensaison 39 Franken, heute beträgt der Mindestpreis 59 Franken. 
  • Wo Preisdeckelungen fehlen, können die Preise für eine Tageskarte zudem in bisher undenkbare Höhen schnellen. So geschehen anfangs Januar in St. Moritz, als die Tageskarte zeitweise 104 Franken kostete. 
Undynamische Dynamik

Der Konsumentenschutz stellt fest, dass die Faktoren «Wetter» und «Verfügbarkeit der Anlagen» keinen Einfluss auf die Preishöhe haben. Selbst wenn nur ein Bruchteil der Anlagen in Betrieb ist, sinkt der tagesaktuelle Preis nicht. Als besonders negatives Beispiel kann Gstaad genannt werden: Am 11. und 12. Februar 2020 war von insgesamt 41 Anlagen eine Anlage geöffnet. Der Preis für eine Tageskarte blieb jedoch unverändert bei stattlichen 70 Franken.    Einen erheblichen Einfluss auf die Preishöhe kann der Faktor Wochentag und Haupt- oder Nebensaison haben, Beispiele: 
  • St. Moritz
    • Sonntag,19.1.:  84 Franken 
    • Montag, 17.2.:  98 Franken
  • Gstaad
    • Donnerstag 16.1.: 59 Franken
    • Samstag, 15.2.: 73 Franken 
  • 4 Vallées
    • Donnerstag, 16.1.:  73 Franken
    • Montag, 10.2.:  77 Franken 
Preisdifferenzierung nach Saison wird jedoch seit langem in zahlreichen Skigebieten praktiziert und ist somit keine Neuheit.   
 
Die offensichtlichste Dynamik ergibt sich für «Frühkäufer». In seiner Untersuchung stellte der Konsumentenschutz fest, dass der Preis für einen Skitagespass einige Tage/Wochen vor dem beabsichtigten Skitag zum Teil massiv günstiger ist, Beispiele (Preiserhebungen vom 10.2.): 
  • Pizol: Preise im Vorverkauf für den 11., 12. und 13.2.: 37 und 42 Franken versus Tagespreis 55 Franken.
  • St.Moritz: Preis im Vorverkauf für den 17., 18. und 19.2.: 84, 81 und 79 Franken versus Tagespreise 98, 98 und 96 Franken. 
Das Wetterrisiko trägt natürlich der Frühbucher. 

Digitalisierung

Dynamische Preisgestaltung bedeutet automatisch auch ein höheres Mass an Digitalisierung. Dafür werden Kundendaten gesammelt und ausgewertet. Die entsprechenden Skigebiete wollen, dass sich die Kunden auf den digitalen Kanälen bewegen und die Tickets online kaufen. Kunden, die eine möglichst dünne Datenspur hinterlassen wollen, werden mit höheren Ticketpreise abgestraft. In den untersuchten Destinationen sind die Preise an der Tageskasse bestenfalls gleich hoch wie der aktuelle Onlinepreis, häufig ist es jedoch ein hoch angesetzter Fixpreis, Beispiele: 
  • Crans-Montana: Fixer Kassenpreis: 89 Franken (maximaler Onlinepreis: 89 Franken, minimaler Onlinepreis: 39 Franken). 
  • Zermatt: Der Kassenpreis ist immer 5% teurer als der Onlinepreis  

Zahlreiche Destinationen bieten die Möglichkeit an, Tickets auch über eine Ticketcorner-App zu kaufen. Dazu muss ein Benutzerkonto angelegt werden. In Gstaad können Tickets online nur über die Ticketcorner-App gekauft werden. Laax wiederum lockt die Skifahrer mit der App Inside Laax. Neben günstigeren Ticketpreisen lockt die App zusätzlich mit einer ausgeprägten Gamification. Auf spielerische Art und Weise sollen die Kunden animiert werden, Nutzerdaten preis zu geben: Skifahrer können sich beispielsweise über die App verbinden, vergleichen, wer an welchem Lift wie oft und wie lange angestanden ist, wieviele Kilometer gefahren worden sind oder was in welchem Restaurant gegessen worden ist. 

Quelle: Stiftung für Konsumentenschutz (SKS)

Zurück
Fotos hinzufügen
Drucken
Email


Google Adsense