seilbahn.net | Themenbereiche | Pisten | 2024-03-29

Dr. Christoph Haidlen: Freispruch nach tödlichem Sturz über den Pistenrand

Wie den Medien zu entnehmen war, wurde zuletzt gegen drei Mitarbeiter eines Seilbahnunternehmens und deren Unternehmen ein Strafverfahren durchgeführt.

Hintergrund des Verfahrens waren mehrere Stürzen in sehr kurzer Zeit auf einer vereisten Piste. Dabei verunglückte leider eine Skifahrerin tödlich und wurden weitere verletzt.
Letztendlich konnte für alle von unserer Kanzlei vertretenen Angeklagten ein Freispruch erreicht werden.

In diesem Verfahren ist es uns gelungen, mit Hilfe eines meteorologischen Gutachtens nachzuweisen, dass die Vereisung, welche die Unfälle verursacht hat, weder vorhersehbar noch vermeidbar war. Dabei war entscheidend, dass der Betreiber dem Gutachter die Auswertung genauer meteorologischer Daten – zB von einzelnen Schneilanzen im fraglichen Bereich – übergeben konnte. Aus diesen Daten – in Verbindung mit weiteren Wetterdaten – konnte der Gutachter dann – „punktgenau“ für die Unfallstelle - feststellen, dass ein extrem ungewöhnliches Wetterphänomen die Vereisung ausgelöst hatte:

In der Nacht vor den Unfällen war es ungewöhnlich warm (ca + 4°C), so dass sich an der Schneeoberfläche ein Wasserfilm bildete, zugleich herrschte ein leichter Wind. Dieser hörte allerdings kurz vor den Unfällen auf und kam es dann an der Schneeoberfläche zu einer „Abstrahlung“ mit einem Energieverlust. Dadurch „vereiste“ der Wasserfilm und es bildete sich eine Eisschicht, die vielen der abfahrenden Wintersportlern Probleme bereitete.
Mit Hilfe des Gutachtens konnten wir beweisen, dass diese Vereisung in extrem kurzer Zeit (zwischen 15 und 30 Minuten) erfolgte, ein solches Phänomen war in dieser Höhenlage zuvor unbekannt.

Das Gericht entschied auf Grundlage der von uns vorgelegten Beweise, dass keinem der Angeklagten ein Vorwurf an diesen tragischen Unfällen gemacht werden kann. Somit schloss sich das Gericht unserer Argumentation an, wonach diese Situation nicht vorhersehbar war und dass die Unfälle leider nicht vermieden werden konnten. Ein wesentlicher Faktor für diese Entscheidung war, dass es möglich war, dem meteorologischen Sachverständigen die genauen Wetterdaten zur Verfügung zu stellen, um nachzuweisen, dass die Vereisung in extrem kurzer Zeit aufgetreten ist.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christoph Haidlen 


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