seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2021-04-20

Wintersportarea Sauerland: Bestes Winterwetter seit Jahren - doch nur 42 Lifttage in zwei Skigebieten

Trotz enttäuschender Bilanz im Corona-Winter blicken Skigebiete nach vorn
 
Das hätte eine Super-Saison werden können! Normalerweise kommen die alpinen Skigebiete in einem solchen Winter wie dem zurückliegenden auf bis zu 120 Saisontage. Im Corona-Winter sieht das anders aus. Die Liftbetreiber rechnen damit noch bis über die April-Mitte hinaus Wintersport anbieten zu können. Sie rechnen mit über 40 Saisontagen – in nur zwei Skigebieten. Einige Lifte werden voraussichtlich auch in der kommenden Woche noch laufen.
 
57 Tage, an denen die Temperatur dauerhaft unter null Grad lag und 67 Tage mit mindestens 20 Zentimeter Naturschnee sind im Wintertourismus normalerweise ein Grant für wirtschaftlichen Erfolg. Der beste Winter seit fünf Jahren. In einer rekordverdächtigen Saison begrüßt die Region bis zu einer Million Skifahrer, Rodler, Langläufer und Eventbesucher und Winterwanderer.
 
Späte Erlaubnis: nur zwei Skigebiete konnten noch öffnen
 
Am 8. März ging es los. Nur wenige Tage nachdem die hessische Landesregierung den Weg frei gemacht hatte für Liftbetrieb in Willingen. Daraufhin erteilte auch NRW die Genehmigung. Am 9. März ging das Skiliftkarussell Winterberg an den Start. Am 20. und 21. März richtete das Skikarussell Altastenberg noch seine Pisten her und ließ einen Lift laufen. Alle anderen gingen leer aus. Der spontane Start mit guten Wintersportbedingungen war nur möglich, da die zwei Skigebiete in den sehr kalten Phasen Schnee produziert, auf Depots gelagert und sich so jederzeit startklar gehalten hatten.
 
Dabei war der Betrieb für diejenigen, die geöffnet hatten alles andere als wirtschaftlich. Hohe Sicherheitsauflagen und eine Reduzierung der Besucher auf 20 Prozent des regulären Betriebs sorgten dafür, dass an den Betriebstagen allenfalls kostendeckend gearbeitet werden konnte. Dies war nur möglich durch Onlineticketverkauf und Beschränkung auf Tages-, Vormittags- und Nachmittagstickets. Dabei war die Nachfrage groß. Oftmals mussten in der Vergangenheit die Skigebiete Ende März trotz guter Schneelage aufgrund von mangelnder Frequentierung schließen. Doch nach dem späten Start und bei kaum vorhandenen alternativen Freizeitangeboten war das Skifahren auch im April noch sehr beliebt. Selbst wenn die Saison am 18. April enden sollte, steht jetzt schon fest: So spät im Frühjahr wurde seit Bestehen der Wintersport-Arena Sauerland bislang nie Wintersport angeboten.
 
Kleine Skigebiete: Es wäre der beste Winter seit acht Jahren gewesen
 
Von über 30 Skigebieten waren nur zwei geöffnet. Die vielen kleinen Skigebiete ohne technische Beschneiung wären im kalten, beständigen und schneereichen Corona-Winter auf bis zu 50 Saisontage gekommen. Das hat es seit dem Winter 20012/13 nicht mehr gegeben. Doch sie alle gingen leer aus. Denn als die Genehmigung zur Öffnung vorlag, war nicht mehr genug Naturschnee vorhanden. Zwar fielen Anfang April noch einem 38 Zentimeter Schnee, doch damit hatte niemand mehr gerechnet. Die Anlagen waren bereits abgebaut.
 
Langlauf ohne Beschränkungen und dennoch nur bedingt erfolgreich
 
Lediglich die Loipenskigebiete unterlagen keinen Auflagen. Ungeachtet vieler Änderungen der Verordnungen, war Langlauf und das Spuren der Loipen durchgehend erlaubt. Das beschneite Langlaufzentrum Westfeld kam auf 75 Saisontage, die unbeschneiten auf bis zu 50. Doch auch sie bekamen die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu spüren. Die Orte scheuten sich, auf die Angebote offiziell aufmerksam zu machen, aus Sorge einen Besucheransturm auszulösen. Aus diesem Grund entschieden sich nur wenige, die Loipen zu spuren, viele ließen die schneereiche Zeit ungenutzt. 274 Loipenkilometer waren Anfang Februar gespurt, der Höchststand des Winters. Es hätten über viele Tage hinweg mehr als 500 sein können.
 
Diejenigen, die ein Langlaufangebot geschaffen hatten, bekamen auch positive Auswirkungen zu spüren. Die Nachfrage war groß, die Besucher dankbar und die Spenden flossen vergleichsweise kräftig, berichteten die Betreiber der geöffneten Loipenskigebiete. Da der nordische Wintersport ohne Ticketverkauf auskommen muss und alleine auf freiwillige Zuwendungen angewiesen ist, fließt ein Teil der Finanzierung über den Loipenverein Nordicsport-Arena e. V. Er verzeichnete in den zurückliegenden Monaten einen kräftigen Zuwachs. Der Verein ist um 60 neue Mitglieder auf aktuell 220 gewachsen.
 
In den zurückliegenden Monaten haben viele Menschen den Langlauf für sich entdeckt oder wiederentdeckt. Weil auch die Skiverleihe über lange Wochen hinweg nicht geöffnet hatten, waren Langlaufskier ein begehrtes Gut und teils ausverkauft. Die Betreiber der Loipenskigebiete gehen davon aus, dass dieser Trend eine nachhaltige Wirkung hat.  
 
Kontrollierte Öffnung besser als ungeordneter Zustrom
 
Große Unsicherheit prägten die zurückliegenden Monate: Keine Planungssicherheit, keine sichere finanzielle Unterstützung. Anfang des Winters hatten die Betreiber der alpinen Skigebiete gehofft, spätestens im Januar öffnen zu dürfen. Im November hatten sie noch vor einem ungeordneten Zugang bei Schneefall in den Weihnachtsferien gewarnt. Nach Weihnachten und um den Jahreswechsel erlebte die Region einen Ansturm an Schneetouristen. Diese strömten in die verschneiten Berge und auch in die geschlossenen Skigebiete. Ohne Erlaubnis zur offiziellen Öffnung jedoch fehlte den Betreibern die rechtliche Handhabe, ordnend und kontrollierend einzugreifen. Da der Zustrom nicht abebbte, die benötigte Infrastruktur geschlossen bleiben musste und die Einhaltung des Infektionsschutzes nicht gewährleistet werden konnte, griffen in fast allen Orten Ordnungsämter und teils auch Polizei ein, um den Besucherstrom zu regulieren. Die Erkenntnis, die die Betreiber daraus ziehen: Eine kontrollierte Öffnung ist besser als ein ungeordneter Zustrom.
 
Willingen und Winterberg im Blickpunkt der Wintersportöffentlichkeit
 
Die Folgen der Pandemie haben die vom Wintertourismus lebenden Unternehmen mit voller Härte getroffen. Doch ein paar positive Aspekte hat die Entwicklung mit sich gebracht. Die zwei Skigebiete in Willingen und Winterberg waren die einzigen in ganz Deutschland, die Wintersport anbieten konnten. Dies hat die Region in den Blickpunkt der nationalen Öffentlichkeit gerückt. Selbst aus Süddeutschland reisten Skifahrer an und lernten die Region kennen. Die positiven Eindrücke, die die neuen Gäste gewonnen haben, werden nachhaltig ihre Wirkung zeigen.
 
Digitalisierungsschub auch in den Skigebieten
 
Ein verlustreicher Winter sowie unzureichende finanzielle Hilfen und dennoch blicken die Betreiber der Skigebiete mutig nach vorn. Alle hoffen, dass das Impfen der Bevölkerung im kommenden Winter wieder einen normalen Betrieb möglich macht. Die Hygienekonzepte haben sich bewährt. Auf diese Erfahrungen können sie jederzeit zurückgreifen. Der Ticketverkauf mit Vorabbuchung ist gut gelaufen. Mit ein paar Optimierungsmaßnahmen bei den Bezahlsystemen wollen die beiden großen Skigebiete dies auch im kommenden Winter anbieten. An Wochenenden mit sehr starkem Besucheraufkommen, überlegen sie auf diesem Wege eine Kontingentlimitierung durchzuführen. In den kommenden Monaten wird darüber beraten wie dies möglich sein kann, ohne auf die beliebten Saison- und Mehrtageskarten zu verzichten. Weitere Skigebiete mit bestehenden Ticketsystemen  werden ihren Ticketverkauf nun weiter digitalisieren und künftig ebenfalls online buchbar sein. Dies wird die Pläne Wintersport-Arena Sauerland zur besseren Besucherlenkung unterstützen.


Zurück
Fotos hinzufügen
Drucken
Email


Google Adsense