seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2021-05-06

NIESENBAHN AG: Nach 100 Jahren neue Aktien und mehr Rechte für die Aktionäre

Die Generalversammlung der NIESENBAHN AG vom 26. April 2021 hat aufgrund der COVID-19-Pandemie ohne Aktionär*innen stattgefunden. Die Stimm- und Wahlrechte wurden via Stimmrechtsvertreter ausgeübt. Mit der Revision der Statuten von 2011 wurde die Aktienstruktur von 1923 angepasst und ein «Jahrhundertprojekt» abgeschlossen. Die Generalversammlung wählt Verwaltungsratspräsident und Verwaltungsrat künftig jährlich.

Die Generalversammlung vom 26. April 2021 dauerte nur eine knappe halbe Stunde. Die rund 850 Aktionärinnen und Aktionäre wurden durch den unabhängigen Stimmrechtsvertreter, Notar Ueli Brunner vertreten. Es war dem Verwaltungsrat vergönnt, wie «üblich» rund 480 Aktionär*innen und Gäste zu begrüssen. Entsprechend war es auch nicht möglich, dem Aktionariat die anspruchsvolle Statutenänderung mit der Reform der 100-jährigen Aktienstruktur zu erläutern.

Das «Jahrhundertprojekt» kommt zum Abschluss

Aufgrund einer Gesetzesänderung  müssen alle nicht börsenkotierten Aktiengesellschaften ihre Inhaberaktien bis am 1. Mai 2021 in Namenaktien umwandeln (Art. 622 OR). Die Aktionär*innen wurden an der letzten Generalversammlung vom 18. August 2020 über das Vorhaben orientiert. Die Umwandlung der Inhaber- in Namenaktion hat die ordentliche Generalversammlung am 26. April 2021 bei einer Stimmbeteiligung von rund 60 Prozent mit 90 Prozent Ja (dies entspricht 467 Aktionärsstimmen, resp. 9923 Aktienstimmen) gutgeheissen. In den übrigen Traktanden folgten die Aktionäre den Anträgen des Verwaltungsrates. Décharge wurde mit 98.6 Prozent der Stimmen erteilt, was Verwaltungsrat und Geschäftsleitung mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen.

Verwaltungsratspräsident erstmals durch die Versammlung gewählt

Mit Annahme der neuen Statuten hatte die Generalversammlung erstmals in der 110-jährigen Geschichte die Gelegenheit, den Verwaltungsratspräsidenten direkt zu wählen; bisher konstituierte sich der Verwaltungsrat selbst. Mit 97.9 Prozent der Stimmen wurde Dr. Daniel Fischer, seit 2002 im Verwaltungsrat und Präsident der Niesenbahn AG, im Amt bestätigt. Die Wahl der Verwaltungsräte Martin Andres (Vizepräsident), Marc Allenbach, Hans Martin Hadorn und Philipp Näpflin war ebenfalls unbestritten. Neu sind die Wahlen des Präsidenten und der Verwaltungsräte jährlich vorgesehen. Dr. Daniel Fischer meint dazu: «Mit der jährlichen Wahlmöglichkeit von Verwaltungsrat und Präsident geben wir dem Aktionariat das weit gehende Recht, jedes Jahr direkt seine Zustimmung auszudrücken.» Dies entspricht – wie andere statutarische Anpassungen auch – einem «modernen Governance-Verständnis».

Rechte von 1923 abgeschafft und flexible Dividende

Die Statuten von 2011 wurden vollständig erneuert und dem Zeitgeist angepasst. Nebst der von Gesetzes wegen nötigen Umwandlung von Inhaber- und Namenaktien haben die Aktionär*innen der Einführung der Einheitsaktie zugestimmt. Damit werden zwei bisherige Rechte der Prioritätsaktionär*innen von 1923 abgeschafft. Die Prioritätsaktien wurden bisher mit fünf Prozent Dividende bevorzugt behandelt gegenüber vier Prozent Dividende der Stammaktien. Zudem besassen die Prioritätsaktionär*innen ein Recht an einem allfälligen Liquidationsergebnis. Neu ist zudem, dass die Generalversammlung die Dividende auf Antrag des Verwaltungsrates flexibel festlegen kann. Mit der Reform bleibt die Anzahl Aktien von 13‘717 unverändert, ebenso der Nennwert von 100 Franken. Aktuell werden die Aktien der Niesenbahn in der Höhe von 600 bis 800 Franken gehandelt. Mit der Erneuerung der Aktienstruktur soll nebst anderen Vorteilen der Handel an der Berner Nebenbörse vereinfacht werden.

Aufwändiger Aktientausch steht bevor

In den nächsten Wochen werden die 860 Aktionär*innen der Niesenbahn AG über das Umtauschprozedere informiert. Die bisherigen historischen Aktien werden entwertet und in Buchwerte umgetauscht. Die kraftlos erklärten Aktien bleiben auf Wunsch im Besitz der Aktionär*innen. Bis im Herbst 2024 können bisher unbekannte Niesenbahn-Aktien noch registriert werden, anschliessend ist die Umwandlung definitiv und von Gesetzes wegen abgeschlossen.

Kennzahlen 2020 («COVID-19-Jahr»)
Umsatz: CHF 4.713 Mio. (Bahnbetrieb: 2.646 Mio., Berghaus Niesen Kulm: 2.067 Mio.)
Cashflow: CHF 579‘660
Dividende: CHF 0
Frequenzen Bahn: 115‘305, was dem Besuch von 68‘314 Gästen entspricht
Rund 85 Mitarbeitende

Weitere Informationen: www.niesen.ch/aktionaere



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