seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2022-05-19

Wirkungsanalyse Niesenbahnn AG

87‘000 Logiernächte, 96% zufriedene Gäste, 93% zufriedene Mitarbeitende

Dies sind ausgewählte Beispiele aus der Wertschöpfungsanalyse, aus der Gäste- und aus der Mitarbeitendenbefragung. Erstaunliche Resultate für die kleine Gesellschaft, welche 0.4% Umsatz der gesamten Schweizer Bergbahnen erwirtschaftet und im Sommer 4.2% aller Schweizer Bergbahnangestellten beschäftigt. – Auf die etwas saloppe Frage: «Was bewirkt die Niesenbahn mit ihrem Berg, ihrer Bahn und ihrer Beiz?» wollten die Verantwortlichen präzise, wissenschaftliche Antworten. EBP (Ernst Basler und Partner AG, Zürich), das fachlich und wirtschaftlich unabhängige Unternehmen, spezialisiert für Auftragsforschung, wurde mit der Aufgabe betraut. Dies mit dem Anspruch, konkrete Ansatzpunkte für die Unternehmensentwicklung und Unternehmenskommunikation zu erhalten. Die Studie wurde basierend auf aktuellen Daten von 2020/2021 erstellt. 

Häufig werden Bergbahnen und Ausflugsziele auf ihren touristischen Nutzen reduziert und an ihren Frequenzen und Umsätzen gemessen. Diese Kennzahlen können den Wert einer Bergbahn als Arbeitgeber, Investor, Steuerzahler und Bezieher von Vorleistungen jedoch nur unzureichend abbilden. Wie kann der Wert der Niesenbahn möglichst ganzheitlich erfasst werden? Welche Anspruchsgruppen müssen dabei berücksichtigt werden? Wie gut bedient die Niesenbahn die Kundenbedürfnisse? Wie kann das Angebot verbessert werden? Welche Rolle spielt die Niesenbahn als regionaler Arbeitgeber?

Ziel: Umfassendes Wirkungsmodell

Die Niesenbahn ging diesen Fragen auf den Grund und hat durch EBP, Ernst Basler und Partner AG (Zürich) eine ökonomische, touristische und gesellschaftliche Wirkungsanalyse erstellen lassen. Sie zeigt den Wert und die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Niesenbahn in einer umfassenden Perspektive auf. Neben der Ermittlung der regionalen Wertschöpfung der Niesenbahn wurden im 2021, dem zweiten Corona-Jahr, eine Erhebung der Gästebedürfnisse sowie eine detaillierte Untersuchung der Mitarbeiterzufriedenheit durchgeführt. Hauptziel der Studie war es, den Nutzen der Niesenbahn möglichst umfassend in einem Wirkungsmodell abzubilden. Daneben dienen die so gewonnenen Informationen zur Weiterentwicklung des Angebots für die Gäste, der Zusammenarbeit mit Partnern in der regionalen und kantonalen Wirtschaft und Politik und der Niesenbahn als attraktivem Arbeitgeber. Die Ergebnisse wurden anlässlich der Generalversammlung am 11. Mai 2022 präsentiert.

Repräsentativität der Gästebefragung

Als Grundlage zur Berechnung der direkten und indirekten Wertschöpfung dienten die Jahresrechnung inklusive Investitionensowie die Ausgaben der Gäste und der Mitarbeitenden. Um Informationen über die Gästestruktur und die Gästebedürfnisse der Tagestouristen und der übernachtenden Gäste zu erfassen, begann im April 2021 die Gästebefragung. Während der Bahnsaison (April bis November) führten Befragerinnen und Befrager an ausgewählten Tagen an der Niesenbahn Kurzinterviews mit Gästen. Ziel war es, in- und ausländische Touristen sowie Einheimische möglichst repräsentativ in die Befragung aufzunehmen. Insgesamt haben über 2’500 Personen an der Gästebefragung teilgenommen, davon rund 1’500 Reservierungsgäste und 1’000 Spontangäste. Von den 1’000 Spontangästen haben 47% die nachfolgende online Befragung beantwortet. Für eine derartige Studie ist dies ein sehr hoher Rücklauf mit dem Resultat, dass  sehr valide Aussagen für die Wertschöpfungsstudie gemacht werden konnten.

Hauptziel der Mitarbeitenden-Befragung: Zufriedenheit feststellen

Insgesamt haben 82% der Mitarbeitenden die Befragung ausgefüllt. Die Angaben der Befragung wurden so ausgewertet, dass die Anonymität der Befragten garantiert war. Die insgesamt 83 Mitarbeitenden der Niesenbahn verteilen sich auf drei Geschäftsbereiche. Über die Hälfte arbeitet im Berghaus (z.B. Küche, Service), knapp ein Drittel bei der Bergbahn (Wagenführer*innen) und die restlichen Mitarbeitenden im Bereich Marketing, Verkauf und Geschäftsführung.

Überraschende wirtschaftliche Effekte

Zur Berechnung der regionalen Wertschöpfung wurde ein geografischer Perimeter festgelegt, welcher einheimische Gäste, Gäste aus der Region und Gäste ausserhalb der Region unterscheidet. Zu «Niesen nähere Umgebung» zählen alle Gemeinden in einem Radius von maximal 30 Minuten Anreisezeit. Zu «Niesen weitere Umgebung» zählen alle Gemeinden in einem Radius von ca. 30-45 Minuten Anreisezeit, was die «Region Niesen» fast deckungsgleich mit dem «Berner Oberland» gleichsetzt.

Die NIESENBAHN AG löste im Referenzjahr 2021 insgesamt 87‘000 Logiernächte aus sowie 47 Millionen Franken direkten und indirekten Umsatz in der Schweiz aus, über die Hälfte davon in der Region Niesen selbst.  Die Bruttowertschöpfung belief sich auf 23 Millionen Franken . Zudem hat die NIESENBAHN AG auf die gesamte Schweiz gerechnet eine Beschäftigungswirkung von 188 Vollzeitstellen und 91 Prozent der befragten Gäste beurteilen den Wert der Niesenbahn für die regionale Wirtschaft und Bevölkerung als hoch.

16 Mio. Franken geben die Niesengäste im Berner Oberland aus

Die Gäste der Niesenbahn tragen substanziell zur touristischen Wertschöpfung im Berner Oberland bei. Im Mittel gaben die Gäste pro Tag pro Person 141 CHF aus. Einheimische und Tagesgäste gaben etwa gleich viel aus (103 bzw. 100 CHF). Übernachtende in Hotels hatten mit durchschnittlich 222 CHF pro Logiernacht erwartungsgemäss die höchsten Ausgaben. Im Vergleich mit anderen touristischen Regionen tätigen die Gäste der Niesenbahn sehr hohe Tagesausgaben. Neben Ausgaben für die Bergbahn tätigten die Gäste weitere touristische Ausgaben. Bei Einheimischen und Tagesgästen machten die Ausgaben am Niesen über 50% der gesamten Tagesausgaben aus. Hotelgäste tätigten die höchsten Ausgaben in der Region, nämlich 158 CHF pro Tag und Person. Von den 23.2 Mio. CHF, welche die Gäste im Jahr 2021 ausgegeben haben, können 18.8 Mio. CHF direkt mit dem Niesenbesuch in Verbindung gebracht werden.  85% bzw. 16 Mio. CHF davon entfallen auf das Berner Oberland. 

47.4 Mio. Franken Umsatz in der Schweiz

Insgesamt löste die Niesenbahn 2021 in der Schweiz einen direkten und indirekten Umsatz von 47.4 Mio. Franken aus – bei einem eigenen Umsatz von rund 5 Mio. Franken. Dass die Niesenbahn viele Leistungen in der Region bezieht und viele Mitarbeitende in der Region wohnen, trägt massgeblich dazu bei, dass über die Hälfte der Umsätze, bzw. 27.8 Mio. Franken, in der Region Niesen selbst ausgelöst wurden. Grösste Nutzniesser der Niesenbahn sind Unternehmen im Gastgewerbe (Hotels und Restaurants). Diese haben einen Anteil von 18% (8.5 Mio. Franken). Auch das Baugewerbe hat mit einem Anteil von 8% (4.0 Mio. Franken) profitiert.

76‘560 Logiernächte im Berner Oberland ausgelöst 

Die Übernachtungsgäste übernachteten im Durchschnitt 4 bis 5 Nächte in der näheren und weiteren Umgebung der Niesenbahn. Der Schweizer Tourismus profitierte 2021 von über 87’000 Logiernächten durch Gäste der Niesenbahn. Davon wurden 88% im Berner Oberland verbracht, was rund 76‘560 Logiernächten entspricht. Ein Drittel der Logiernächte fiel in Hotels an (28’830 bzw. 33%). Etwa gleich viele Logiernächte entfielen auf gemietete Ferienwohnungen (22%) und Parahotellerie (21%). Die restlichen Logiernächte wurden bei Verwandten/Bekannten (14%) und in der eigenen Ferienwohnung verbracht.

Ähnliche Beschäftigungswirkung wie das Musikfestival Zermatt Unplugged

Auf die gesamte Schweiz betrachtet löste die Niesenbahn 2021 eine Beschäftigungswirkung von insgesamt 188 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) aus. Davon wurden Arbeitsleistungen im Umfang von rund 127 VZÄ (68%) in der Region Niesen erbracht (direkt und indirekt). Rund 61 VZÄ (32%) entfielen auf die übrige Schweiz. Vergleicht man diese Ergebnisse mit ähnlichen Untersuchungen in anderem Kontext, so zeigt sich, dass der Beschäftigungseffekt der Niesenbahn ähnlich gross ist wie beim Musikfestival Zermatt Unplugged (190 VZÄ), deutlich kleiner als bei einer Ski-WM (1’330 VZÄ), aber grösser als bei allen Skiliften im Tessin zusammengerechnet (129 VZÄ).

96% zufriedene Gäste

Nahezu alle befragten Gäste der Niesenbahn und des Berghauses (96%) gaben an, dass ihnen der Besuch insgesamt gut oder sehr gut gefallen hat. Insbesondere die Sauberkeit (99%) und die Gastfreundschaft des Personals (94%) trugen zu der sehr hohen Zufriedenheit bei. Dank guter Verkehrsinfrastruktur ist der Niesen aus Sicht der befragten Gäste leicht erreichbar (95%) und bietet einzigartige Naturerlebnisse (92%). Insbesondere Einheimische (97%) schätzen die Niesenbahn für ihr Angebot an attraktiven Events und Attraktionen. Im Gegensatz zu den grossen Bergbahnen (Jungfraujoch, Gornergrat, Rigi), welche viele ausländische Touristen anziehen, bedient die Niesenbahn eine sehr heimische Kundschaft. Hochwertige touristische Dienstleistungen sind hier zentral, um diese Kundschaft nicht nur einmal, sondern mehrmals begrüssen zu dürfen. 89% der Gäste bewerten die Dienstleistungen am Niesen als gut bis sehr gut. 94% der regionalen Gäste war schon einmal auf dem Niesen.

Von hohem Wert für die Region

 Schon von Weitem an seiner fast perfekten Pyramidenform zu erkennen ist der Niesen ist für die Region ein landschaftlicher Fixpunkt. Nebst Ausflugsziel, um die Aussicht und das 360° Panorama zu geniessen, hat die Niesenbahn für 91% der befragten Gäste einen hohen bis sehr hohen Wert für die regionale Wirtschaft und Bevölkerung. Je näher die Gäste am Niesen wohnen, desto positiver fällt die Bewertung aus. Viele Gäste heben das Berghaus (Ambiente, Qualität, Personal), die Kulturanlässe und die Fahrt mit der nostalgischen Standseilbahn hervor. Auch schätzen die Gäste, dass viele Angestellte aus der Region stammen.

Zufriedene Mitarbeitende

Nahezu alle Mitarbeitenden kommen gerne zur Arbeit (93%), sind mit der Niesenbahn als Arbeitgeberin sehr zufrieden (86%) und fühlen sich stark mit ihr verbunden (80%). Hierfür spricht auch der hohe Anteil jener, die sich auch in fünf Jahren noch bei der Niesenbahn sehen (46%). Diese Haltung spiegelt sich auch in der Loyalität der Mitarbeitenden wieder: gut 36% arbeiten bereits seit über 5 Jahren für die Niesenbahn. Fast alle Mitarbeitenden (98%) würden die Niesenbahn als Arbeitgeberin weiterempfehlen. 

Interessanter Vergleich

Abschliessend lässt sich feststellen, dass die Tagesausgaben der Gäste am Niesen vergleichsweise sehr hoch sind. Dies zeigen Vergleiche mit anderen durch EBP durchgeführte touristische Wertschöpfungsstudien auf: Während Tagesgäste am Niesen 102 Franken pro Tag ausgeben, geben Tagesgäste in der Region Interlaken 73 Franken aus, im Kanton Appenzell 53 Franken und in der Region Rigi 43 Franken. 

Potenzial für die Weiterentwicklung

Die Studie liefert zahlreiche Ansätze für die Weiterentwicklung der NIESENBAHN AG. Urs Wohler, Geschäftsführer der NIESENBAHN AG, stellt fest: «Beispielsweise der Online-Buchungsprozess wird als teilweise kompliziert, zeitintensiv und verwirrend beurteilt. Auch Potenzial hat die Erhöhung des Anteils der Gäste, die mit dem ÖV anreist (22%). Zudem wünschen sich Letztere teilweise besser koordinierte ÖV-Anschlüsse. Der Spielplatz „Niesendörfli“, der von 24% der Gäste besucht wird, könnte «spannender gestaltet werden», auch ein «Gipfel-Rundweg» wäre gewünscht.» Die Anliegen der Mitarbeitenden haben im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeitsdimension weiterhin hohe Priorität. So soll der Frage auf den Grund gegangen werden, warum für 8% der Mitarbeitenden eigene Ideen und Vorschläge nicht genügend berücksichtigt werden und warum die Kommunikation der Weiterbildungsmöglichkeiten als zu wenig gut beurteilt wird.

Worauf kommt es an?

Verwaltungsratspräsident Dr. Daniel Fischer zeigt sich beeindruckt von den Ergebnissen der Wirkungsanalyse: «Für den Verwaltungsrat ist der hohe Wert der persönlichen Erlebnisse der Niesengäste eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung der Unternehmung.» Zudem bestätige die Studie, dass mehrere Faktoren für einen überzeugenden Gesamteindruck der Gäste wichtig seien: Die Mitarbeitenden, das Erlebnis im Berghaus, die Aussicht sowie die nostalgische Bahnfahrt.

Weitere Informationen
«Umfassende Wertbetrachtung der Niesenbahn 2021», auf Anfrage erhältlich bei der NIESENBAHN AG sowie bei EBP.

Übertragbarkeit auf andere Unternehmen
EBP und NIESENBAHN AG stellen das Wissen und die Methodik weiteren interessierten Unternehmen zur Verfügung, welche eine dreidimensionale Studie machen lassen möchten (Wertschöpfungsanalyse, Gästebefragung, Mitarbeitendenbefragung).


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