seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2023-02-06

Energieferien als Turbo für den steirischen Wintertourismus

In Wien und Niederösterreich beginnen die Semesterferien und damit ein Ansturm auf Skipisten und Thermen.

Die lange „Schnee-Dürre“ ist endlich vorbei, große Teile der Steiermark präsentieren sich dieser Tage ganz in Weiß. „Von 22. Dezember bis 10. Jänner hatten wir in vielen Gebieten aber Tauwetter – da haben sich viele kleine Skigebiete schwer getan, Schnee zu produzieren“, weiß Seilbahnen-Obmann Fabrice Girardoni. Die Teuerung auf und an den steirischen Skipisten war monatelang Thema in den Medien, aber gar nicht so bei den Gästen direkt, wie Girardoni betont: „Die Teuerung wird von den Skifahrern voll angenommen, es finden daher eher die Nicht-Skifahrer teuer.“ Skigebiete- und Thermenbetreiber waren bei einem Rundruf der Steirischen Wirtschaft in den Bezirken jedenfalls zuversichtlich:

Leoben: Johann Roth von den Präbichl-Bergbahnen hofft mit Blick auf die Energieferien auf noch besseres Wetter. „Die Weihnachtsferien waren ja quer durch die Bank durchwachsen, weil zusätzlich zur Wärme auch ein hoher Schlechtwetteranteil dabei war.Wir sind in den Ferien sehr gut gebucht, so gut wie ausgebucht. Unsere Erwartungshaltung ist gut, wenn das Wetter mitspielt und wir mehr Sonnenstunden haben, sollte es auch funktionieren.“Trotz der mühsamen Schneelage in den letzten Wochen zeigten die Präbichl-Gäste laut Roth großes Verständnis: „Es gab so gut wie keine Kritik von Gästen, trotz der Herausforderung mit der Beschneiung. Die Menschen waren erstaunt über die guten Bedingungen. Die Lust aufs Skifahren ist einfach groß.“

Bruck-Mürzzuschlag: Am Stuhleck selbst hat sich die jahrzehntelange Erfahrung bezahlt gemacht. „Bei uns wird ja seit den frühen 1990er-Jahren an der Schneeanlage getüftelt. Das größte Problem war ja bisher, dass man auf alle Geräte gleichzeitig genügend Druck, Strom und Wasser bringt. Da sind große Leitungen ein wichtiger Faktor. Gerade wenn man so einen Winter wie heuer hat. So haben wir es geschafft, dass wir in zwei Tagen und drei Nächten die ganze Piste auf Vordermann gebracht haben“, sagt Girardoni. Zur Buchungslage in den baldigen Ferien kann Girardoni nicht allzu viel sagen, „da wir gut 90 Prozent an Tagesgästen haben. Aber die Nachfrage entspricht bisher dem Niveau von Vor-Corona. Die stärksten Tage waren traditionell von 28. bis 30 Dezember und der 3. und 6. Jänner. Rund um Weihnachten stehen bei den Menschen die Familienfeiern im Vordergrund.“

Deutschlandsberg: Nicht weniger als eineinhalb Meter Schnee kamen auf der Weinebene binnen 28 Stunden herunten, wie Betriebsleiter Johann Sturm berichten kann. „So viel haben wir seit dem Jahr 2003 nicht mehr gehabt.“ Bei der Präparierung der Piste bleibt er ob der großen Schneemenge aber gelassen. „Bis zum Wochenende haben wir die ganze Piste ganz sicher wieder hergerichtet. Wir haben zurzeit einige Skikursgruppen da, die sich über jeden Meter Piste freuen“, sagt Sturm. Mit dem Beginn der Energieferien in Wien erwarten sich Sturm wie auch Konrad Klug von den Klugliften auf der Hebalm einen deutlichen Anstieg an skibegeisterten Gästen. „Unsere Gäste kommen großteils aus der Steiermark, aber auf Platz zwei kommt schon Wien – noch vor Kärnten. Ein Problem ist, dass wir zu wenige Betten in der Region haben und deswegen größtenteils Tagesgäste begrüßen.“

Murau: Seit einem Monat ist sie in Betrieb, nun wurde die neue „GrebenZEHN“ auch offiziell eröffnet. Auf 2.810 Metern Länge schleppt diese die Passagiere 647 Höhenmeter hinauf und kann bis zu 2.090 Personen pro Stunde transportieren. Damit einher geht auch eine Pistenerweiterung, insgesamt 14 Millionen Euro wurden investiert, wie man bei den Feierlichkeiten mit Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk, Nationalrat Karl Schmidhofer und Bürgermeister Fritz Sperl stolz berichtete. Karl Fussi, Geschäftsführer am Kreischberg und am Lachtal, lacht mit der Sonne derzeit um die Wette: „Der Saisonkartenverkauf liegt bei der Stückzahl zehn Prozent über dem bisher besten Wert von 2019/20. Auch in den Weihnachtsferien hatten wir eine ausgezeichnete Buchungslage und auch viele Tagesgäste. Bei den Preiserhöhungen herrscht eine große Akzeptanz.“ Geht es um eine Prognose in Richtung Energieferien, ist Fussi bester Dinge. „Viele Betriebe melden eine sehr gute Buchungslage, es gibt aber auch für kurzfristig Entschlossene noch ausreichend Kapazitäten. Generell ist die Lust auf das Skifahren nach zwei Saisonen mit Einschränkungen sehr groß.“

Voitsberg: Die jüngsten Naturschneefälle haben die Voraussetzungen für eine hervorragende Wintersaison am Salzstiegl geschaffen. Die Pisten sind bestens präpariert und bieten Skifahrern, Snowboardern und Rodlern eine tolle Erfahrung. „Die Buchungslage für die Ferien ist ausgezeichnet, dank der Naturschneefälle haben wir jetzt sehr gute Pistenverhältnisse“, kommt es von den Betreibern. Am Salzstiegl geht ja heuer endgültig eine große Ära zu Ende: Das Ehepaar Regina und Friedl Kaltenegger verkaufte das Skigebiet nach 30 Jahren letztes Jahr an den niederösterreichischen Unternehmer Robert Hammerl – heuer helfen die Kalteneggers aber noch aus. „Als wir angefangen haben, hatten wir das Skigebiet und zehn Appartements. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das Salzstiegl zur fixen Ganzjahresattraktion ausbauen konnten“, betont Friedl Kaltenegger. In der Gegenwart sorgen die rund 100 Schneekanonen schon Ende November erstmals dafür, dass die zwölf Pistenkilometer bestens präpariert werden konnten. Und dank „Frau Holle“ liegen dieser Tage nun eineinhalb Meter Neuschnee am Berg.

Weiz: Die Skigebiete in der Region standen in der heurigen Saison schon vor zahlreichen Herausforderungen, die Holzmeisterlifte stellten kurz ab, am Pirstingerkogellift, Hauereck und auf der Teichalm wurde durchgefahren. Durch die neu ausgebaute Beschneiungsanlage mit fünf Schneekanonen auf drei Pisten ist der Pirstingerkogel schneesicher wie nie zuvor. So liegen derzeit am Berg 50 Zentimeter Schnee und im Tal 30. Auch auf der Teichalm liegt reichlich Schnee, hier wurde von den Betreibern das Stüberl neu eingerichtet und ein dritter Zauberteppich mit einer Länge von 120 Metern in Betrieb genommen. In St. Kathrein am Hauenstein, also am Skigebiet Hauereck, bereitet man sich auf den Ansturm in den Energieferien vor, wie Geschäftsführer Karl Willenshofer betont: „Wir sind ein guter Tipp für alle Skifahrer aus Niederösterreich, Wien, der Steiermark und dem Burgenland, begrüßen aber auch immer wieder Gäste aus Ungarn oder Tschechien. Seit 20. Jänner haben wir nun wieder die Viererbahn, den Zauberteppich und die Hauereckabfahrt täglich geöffnet.“

Hartberg-Fürstenfeld: In den Semesterferien herrscht nicht nur auf den Pisten Hochbetrieb, sondern auch in den steirischen Thermen. Dampfende Thermalquellen und ausreichend Zeit zum Plantschen locken in der unterrichtsfreien Zeit zahlreiche Familien an. Für Tourismus- und Freizeitbetriebe ist der Februar traditionell der stärkste Wintermonat. Entsprechend gut fällt auch die Zahl der Buchungen aus, wie die neue Geschäftsführerin der Parktherme Bad Radkersburg, Helene Frühwirth, bestätigt: „Die Buchungslage der Hotels rund um die Therme ist positiv, auch wenn Buchungen tendenziell kurzfristiger erfolgen.“ In der Therme selbst würden immer mehr Gäste das Online-Ticket-System nutzen und schon im Vorhinein ihren Thermeneintritt buchen. „Für Kinder und Familien haben wir einen eigenen Erlebnisbereich mit Rutsche, Wildwasserbach und weiteren Attraktionen“, so Frühwirth. Umso schwieriger ist es für den Betrieb, dass Personal fehlt. „Vor allem in unseren Restaurants sind wir auf der Suche nach Personal“, sagt Co-Geschäftsführer Christian Korn. So werden im Betrieb auch Lehrlinge zu Fachkräften von morgen ausgebildet. „Aktuell suchen wir einen Lehrling für Restaurantfachmann bzw. -fachfrau“, ergänzt Korn.

Südoststeiermark: Skigebiete und Thermen in einer Region – das bietet Hartberg-Fürstenfeld. Und die Gäste nehmen es an, wie von beiden Seiten bestätigt wird. „Wir erfreuen uns aktuell einer sehr guten Buchungslage. Auch der Forecast für Februar und somit für die Ferienzeit ist stark“, betont Gernot Deutsch, Geschäftsführer der Heiltherme Bad Waltersdorf. Um dem Ansturm Herr werden zu können, wurden beim Rekrutieren von Mitarbeitern neue Wege eingeschlagen. „Wir setzen seit gut einem Jahr ganz bewusst auf die Lebenserfahrung der ‚älteren Semester‘ – egal aus welchem früheren Berufsfeld sie auch kommen. Daneben haben wir flexible Arbeitszeitmodelle, um auch die junge Generation anzusprechen“, so Deutsch. Vom warmen Thermalwasser nun in den kühlen Schnee – und zwar in das Skigebiet Sankt Jakob im Walde. Hier freut sich Gastgeber Stephan Berger nicht nur darüber, dass derzeit drei der vier Lifte in Betrieb sind, sondern auch auf den kommenden Ansturm. „Wir sind in allen Ferienwochen ausgebucht und auch die Schneelage ist nun wieder ausgezeichnet.  Am Berg und im Tal haben wir jeweils 40 Zentimeter“, sagt Berger, der aber auch wie viele andere Gebiete heuer schon schwere Zeiten verdauen musste. „Das Tauwetter hat uns in den letzten Wochen ordentlich zugesetzt, es hat aber nicht zum Stillstand geführt.“


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