seilbahn.net | Themenbereiche | Pisten | 2023-03-06

Zweites länderübergreifendes Positionspapier „Wintersport und Klimawandel“

Das Expertenforum „Klima.Schnee.Sport“, bestehend aus 14 Klima- und Sportforschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, veröffentlichte den aktuellen Forschungsstand zum Thema „Wintersport und Klimawandel“. Es ist eine aktualisierte Fassung des Positionspapiers von 2019, definiert gesicherte Erkenntnisse sowie Wissensdefizite und enthält Vorschläge für strategische Handlungsansätze. Ziel ist, die langfristige Planung für kommende Sport- und Tourismusgenerationen zu unterstützen.

2019 veröffentlichte das Expertenforum „Klima.Schnee.Sport“ das erste Positionspapier zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wintersport unter Mitarbeit von 14 Klima- und Sportforschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Aus Österreich beteiligt waren die GeoSphere Austria (damals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), das Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Institut für Geographie der Universität Innsbruck und das Schneezentrum Tirol am Management Center Innsbruck.

Optimale Maßnahmen für Natur, Mensch und Wirtschaft

Seit diesem Winter liegt eine aktualisierte Fassung vor. „Seit der Veröffentlichung des ersten Positionspapiers im Jahr 2019 sind in der Klimaforschung große Fortschritte erzielt worden und viele Aussagen lassen sich nun mit noch größerer Sicherheit treffen“, sagt Marc Olefs, der an der GeoSphere Austria die Abteilung Klima-Folgen-Forschung leitet, „Unser Anliegen ist, die Basis für eine sachliche, fachübergreifende Zusammenarbeit zu legen, um für Natur, Mensch und Wirtschaft langfristig optimale Maßnahmen zu treffen. Auf Basis aktuell geplanter globaler Klimaschutzmaßnahmen (Stand Ende 2022) wird sich die Jahresmitteltemperatur im Alpenraum und bis zum Ende des Jahrhunderts mit großer Wahrscheinlichkeit um mindestens weitere zwei Grad erhöhen. Jede weitere zukünftige Emission heizt das Klima weiter an.“

Maßnahmen im Interesse des Schneesports

„Es liegt im langfristigen Interesse des Schneesports, wissenschaftsbasierte Ziele für Klimaschutz und Anpassung in allen Sektoren umzusetzen, in der gemeinsamen Verantwortung für kommende Sportgenerationen“, so Ralf Roth, Initiator des D-A-CH-Netzwerks „Klima.Schnee.Sport“ von der Deutschen Sporthochschule Köln, „wir unterstützen so auch die Initiative Sport for Climate Action /#racetozero der Vereinten Nationen.“

Natürliche Schwankungen und langfristiger Trend

Wichtig ist bei Analysen von Schneedaten die Unterscheidung von natürlichen Schwankungen, etwa von Jahr zu Jahr oder über mehrere Jahre, und dem langfristigen Trend, der durch den menschlich verursachten Klimawandel verursacht wird. „Es kann auch weiterhin kurzfristige Phasen mit viel Schnee geben,“, sagt Klimaexperte Olefs, „aber langfristig werden der Schnee und auch die maximalen Schneehöhen besonders in tiefen und mittleren Lagen, unterhalb von etwa 1500 Meter Seehöhe, abnehmen. Wir sehen das in den Messungen der letzten Jahrzehnte und das zeigen auch ganz klar die Berechnungen für die Zukunft mit regionalen Klimamodellen.“

Mehr Regen – Unsicherheit für Beschneiung steigt

Die neuesten Klimaszenarien zeigen robuste Signale hinsichtlich einer Erhöhung der Winterniederschläge im Alpenraum und der Intensivierung kurzzeitiger Niederschlagsextreme und somit auch stärkerer einzelner Schneefälle. Über eine ganze Wintersaison gesehen, dominiert allerdings die Erwärmung, sodass in allen Höhenlagen die mittlere und maximale Schneemenge langfristig abnehmen dürfte. Die Unsicherheit, ob eine für den Schneesport nutzbare Schneedecke durchgehend über die gesamte Saison mit technischen Mitteln erhalten werden kann, nimmt somit weiter zu.

Strategische Handlungsansätze und Empfehlungen

Das Expertenforum „Klima.Schnee.Sport“ sieht für die gesamte Branche im Bereich Wintersport sieben wichtige Punkte, um aktiv den Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels zu begegnen.

Dazu gehören unter anderem
  • die Erstellung von CO2-Bilanzen in allen relevanten Sektoren als Potenzialanalyse zur Minimierung der schädlichen Klimawirkung und als Grundlage für Geschäftsentscheidungen,
  • die Durchführung von standortbezogenen fachübergreifenden Vulnerabilitätsanalysen zur nachhaltigen Strategieentwicklung und
  • die Implementierung von nachhaltigen technologischen und organisationalen Innovationen sowie die Diversifikation der Angebote. Zur Sicherung und Weiterentwicklung des Wintersports vor dem Hintergrund der in der nahen Zukunft unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels.
Wissensdefizite und Forschungsbedarf

Wichtig ist für das Expertenforum „Klima.Schnee.Sport“ auch die Definition von Themengebieten, in denen noch Forschungsbedarf vorhanden ist, zum Beispiel:
  • Es gibt Anzeichen, dass der Klimawandel die atmosphärische Zirkulation ändert und dass bestimmte Wetterlagen länger andauern können (längere Niederschlagsphasen, längere Trockenphasen).
  • Des Weiteren besteht Forschungsbedarf bei Fragen der regionalen Entwicklung des Klimas in den unterschiedlichen Höhenlagen, vor allem beim Niederschlag, wo die Datenlage noch nicht so zuverlässig wie bei der Temperatur ist. Ein anderes Beispiel sind lokale Effekte, die für sprunghafte Änderungen sorgen können (Kipppunkte), etwa bei der Schneefallgrenze.
  • Auch im Bereich Schneemanagement besteht noch Potenzial für Verbesserungen, etwa durch die Entwicklung, Evaluierung und Anwendung von modernen Methoden wie automatisiertes Monitoring, Modellierung, Fernerkundung, Datenassimilation und Einsatz künstlicher Intelligenz.
Mitwirkende aus Deutschland, der Schweiz und Österreich

Die aus Deutschland beteiligten Institutionen am zweiten länderübergreifenden Positionspapier „Wintersport und Klimawandel“ waren neben dem Initiator der Stiftung für Sicherheit im Skisport und der Deutschen Sporthochschule Köln (Institut für Outdoor, Sport und Umweltforschung) der Deutsche Wetterdienst (Abteilung Hydrometeorologie und Regionales Klimabüro München), das Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT-Campus Alpin, die Universität Augsburg und das Karlsruhe Institute of Technology.

Die beteiligten Organisationen aus der Schweiz waren das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz das WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF).


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