seilbahn.net | Themenbereiche | Urban | 2023-04-03

Seilbahn von Innsbruck bis zum Fuße des Patscherkofel?

Studie zeigt: Seilbahn könnte öffentliches Mobilitätskonzept ergänzen

Elektrobusse, Carsharing-Modelle oder auch Seilbahnen – der öffentliche Verkehr ist im Wandel. Neben postfossilen Antriebsarten mit grünem Strom und dem stetigen Ausbau des Schienenverkehrs könnten auch Verkehrsmittel abseits der Straße Realität werden und dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. Ob beispielsweise eine Seilbahn künftig das Mobilitätskonzept im östlichen Mittelgebirge ergänzen könnte, wird nun in einer Befragung der Bevölkerung erhoben. „Verkehrs- und Energiewende brauchen Mut, Weitblick und Technologieoffenheit. Dazu braucht es auch Visionen und Impulse, die vielfach auch Anstoß für weitere Projekte oder Ideen sein können. Eine Seilbahn im Großraum Innsbruck als öffentliches Verkehrsmittel ist eine Idee, über die man diskutieren sollte. Es wird sich zeigen, ob dies eine realisierbare und ergänzende Mobilitätsform der Zukunft sein kann“, betont LH Anton Mattle, der die Bevölkerung zur regen Teilnahme an der Befragung aufruft. „Die Mobilität der Zukunft muss klimaschonend, leicht zugänglich und leistbar sein. Dazu können auch visionäre Konzepte wie eine Seilbahn gehören“, erklärt Mobilitätslandesrat René Zumtobel und ergänzt: „In vielen Großstädten auf der Welt sind Seilbahnen bereits als öffentliche Verkehrsmittel etabliert und auch in unserer Nähe gibt es bereits gut funktionierende Beispiele“, mit Verweis auf die Rittnerbahn in Bozen, die die Stadt über mehrere Zwischenhalte mit dem Rittner Ortsteil Oberbozen verbindet und bis zu 6.000 Personen pro Tag befördert.

Die Meinung der Bevölkerung ist gefragt

2021 wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, die zeigt, dass eine Seilbahn vom Leipzigerplatz oder vom Innsbrucker Hauptbahnhof über die Olympiaworld in Innsbruck-Mitte über Igls/Lans bis zur Talstation der Patscherkofelbahn durchaus umsetzbar ist. In rund 18 Minuten wäre man dann beispielsweise vom Hauptbahnhof bei der Talstation der Patscherkofelbahn und in rund fünf Minuten vom Sillpark via Hauptbahnhof Innsbruck bei der Olympiaworld. Im nächsten Schritt ist nun die Bevölkerung gefragt: Würden die BewohnerInnen eine solche Öffi-Lösung nutzen? Wäre es für sie eine Ergänzung oder gar Alternative zu den bisher vorhandenen Öffi-Verbindungen? Alle BewohnerInnen von Innsbruck und den Gemeinden des östlichen Mittelgebirges – also jener Gemeinden, für die die Seilbahn als eine potentielle Öffi-Anbindung von und nach Innsbruck genutzt werden kann – erhalten im April ein Schreiben mit einem Fragebogen. Dieser kann entweder online ausgefüllt oder in Papierform retourniert werden kann. Abgefragt werden allgemeine Daten zur Person sowie das Mobilitätsverhalten und unterschiedliche Mobilitätssituationen wie etwa der Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen.

Die Befragung wird im Rahmen eines vom Land Tirol unterstützten Forschungsprojekts der TU Graz durchgeführt, das sich im Allgemeinen mit dem Potenzial von Seilbahnen im öffentlichen Verkehr beschäftigt. LR Zumtobel lädt alle EinwohnerInnen ein, sich an der Befragung zu beteiligen: „Mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs wollen wir noch bessere Verbindungen für die Menschen schaffen und damit auch die Notwendigkeit von privaten Pkw-Fahrten minimieren. Daher ist die Meinung der Bevölkerung zu solch neuen und visionären Konzepte extrem wichtig.“ Bis zum 31. Mai 2023 können sich die BewohnerInnen der betreffenden Gemeinden an der Befragung beteiligen. Mit den Ergebnissen wird anschließend ein Modell erstellt und das Fahrgastpotenzial einer Seilbahnverbindung zwischen Innsbruck und den Gemeinden des östlichen Mittelgebirges ermittelt.

Leuchtturmprojekt City Cable Car

Welche Optionen für die Errichtung einer Seilbahn direkt aus der Stadt möglich sind, wurde im Zuge der Machbarkeitsstudie untersucht. Vorstellbar wäre etwa die Umsetzung des Konzepts eines sogenannten City Cable Cars – die Seilbahn schwebt dabei in festen „Trassen“ oberhalb der Straße. Der große Vorteil einer solchen Bahn: Auch enge Wendungen und Kurven können problemlos gemeistert werden. Außerhalb des Stadtgebiets könnte die Seilbahn dann regulär über Liftstützen geführt werden. Ein weiterer Vorteil der Seilbahn ist die Möglichkeit zur Radmitnahme und die Reduktion von touristischen Verkehren zur Patscherkofelbahn. „Ein City Cable Car wäre ein absolutes Novum – bisher existiert eine solche Bahn nur auf dem Papier“, weiß LR Zumtobel. „Klar ist, dass wir die Klimaziele nur erreichen können, wenn wir auch offen für neue Ideen sind. Auch wenn der Bau einer Seilbahn sicher auch mit Herausforderungen verbunden ist, gibt es auch sehr viele Vorteile, wie etwa die Reduktion des Straßenverkehrs, eine staufreie Öffi-Anbindung abseits der Schiene und eine weitere emissionsfreie Mobilitätsalternative.“




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