seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2025-12-17

CO2-Bilanz der Niesenbahn – die Gästeherkunft ist entscheidend

Die Niesenbahn hat erneut eine CO2 Bilanz erstellt, erstmals inklusive Reiseweg der Gäste. Die Gästemobilität macht rund 80 Prozent der gesamten CO2-Emissionen aus. Darum kann sie nicht ausgeblendet werden. Auch die Niesenbahn will ihre Verantwortung wahrnehmen und versuchen, ihre Emissionen bis 2030 zu halbieren, resp. bis 2050 das Ziel Netto-Null erreichen. Die Herausforderungen sind gross, die Auseinandersetzung mit der Thematik zentral wichtig.

Seit 2020 erstellt die NIESENBAHN AG jährlich eine CO2-Bilanz. Im ersten Jahr resultierten 183 Tonnen CO2-Emissionen. Die Werte wurden im Laufe der Jahre aufgrund der zunehmenden Datenqualität immer genauer erhoben, zudem wurde der Pachtbetrieb Berghaus Elsigenalp im 2023 teilweise und im 2024 ganz in die Treibhausgasbilanz aufgenommen.

Der Elefant im Raum – Nachhaltigkeit beginnt nicht auf dem Parkplatz

Der „Elefant im Raum“ ist bekannt und er war auch in der CO2-Bilanzierung der Niesenbahn ein zentraler Diskussionspunkt. Schliesslich entschieden sich die Verantwortlichen, die Gästemobilität voll in die unternehmerische CO2-Bilanz einzurechnen. Sie kamen zum Schluss, dass dies aufgrund der umfassenden unternehmerischen Tätigkeiten zwingend ist. «Entweder man bilanziert richtig und vollständig oder man bilanziert es nicht». Zudem ist «Nachhaltigkeit beginnt nicht auf dem Niesenbahn-Parkplatz, sondern mit der Anreise der Gäste» das geflügelte Wort bei der Niesenbahn, wenn es um die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit geht. Entsprechend wurde im 2024 die CO2-Bilanz erstmals inkl. Gästemobilität erstellt. Diese liegt nun vor und beweist, dass es richtig ist, die Gästemobilität voll einzurechnen.

Die Gästemobilität produziert 80 Prozent der Emissionen

Das Ergebnis liegt vor: 1‘817.1 Tonnen CO2 entfallen allein auf die Gästemobilität, dies entspricht 78.9 Prozent. 14.7 Prozent (337.4 Tonnen) machen Verpflegung und Getränke aus, 3.1 Prozent Energie (70.9 Tonnen), die restlichen 3.3 Prozent machen Abfall und Recycling, Materialbedarf, Treibstoff aus. Die Gästemobilität wurde auf der Basis der Methodik ermittelt, welche im 2022 für die umfassende Wirkungsanalyse der Niesenbahn angewendet wurde. Zur Berechnung des CO2-Verbrauchs der Gäste auf der An- und Rückreise waren beispielsweise Wohnort, Gästetyp, Verkehrsmittel der Anreise sowie der Event-Faktor von Nutzen. Letzterer wurde in der repräsentativen Gäste-Umfrage erhoben. Er misst, wie wichtig die Niesenbahn bei der Entscheidung war, in die Region zu kommen.

Klimaschutz für 658 Tonnen CO2e

Vom erhobenen Wert von 1‘817.1 Tonnen CO2-Emissionen im 2024 wurde im Gegenwert von 658.43 Tonnen in den Klimatschutz investiert. In Zusammenarbeit mit der Stiftung MyClimate wird in Uganda seit vielen Jahren ein Wasserprojekt unterstützt. Finanziert wird diese Projektunterstützung im Rahmen der Initiative „Cause We Care“. Die Gäste der Niesenbahn beteiligen sich direkt über die Buchungen im Webshop sowie mit einem Teil der Parkgebühren. Der Gesamtbetrag wird durch die Niesenbahn verdoppelt; ein Teil (25 Prozent) fliesst in das internationale Projekt, ein Teil (75 Prozent) in eigene Projekte wie z.B. Einkauf erneuerbarer Energie, Umsetzung des Energiekonzeptes, Vermeidung von Lebensmittel-Verschwendung, umweltfreundlicher Unterhalt, etc.

Trotz internationaler Blockade – gehandelt wird immer vor Ort

Die 30. Klimakonferenz der 194 Vertragsstaaten im November 2025 in Brasilien konnte sich nicht auf einen Fahrplan für den globalen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Öl, Kohle und Gas einigen. Die kürzlich veröffentlichten Klimaszenarien CH2025 verheissen uns hier in der Schweiz, dass es künftig zu warm, zu trocken, zu nass und im Winter grüner wird. Diskutiert wird international und national, gehandelt wird vor Ort. Als KMU im Berner Oberland stehen auch wir in der Pflicht – gegenüber unseren Mitarbeitenden, gegenüber der Region und deren Menschen, gegenüber unseren Familien. Lustvoll, optimistisch, chancen- und lösungsorientiert. Nichts tun ist keine Option.

Ungedeckte Emissionen – reduzieren und vermeiden

Entsprechend dem revidierten CO2-Gesetz vom 1. Januar 2025 will die Niesenbahn die Chance nutzen, freiwillig und durch technologischen Fortschritt ebenfalls zu versuchen, die Emissionen bis 2030 zu halbieren, respektive bis 2050 bei Netto Null zu sein. Dies bedarf grosser Anstrengungen. Urs Wohler meint dazu: «Zentral wichtig ist, schonungslos zu bilanzieren und sich der Frage der Gästemobiliät zu stellen. Das Dilemma des Reisens bleibt und ist schwierig zu lösen, aber nur mit Transparenz ist es möglich, zu besseren und glaubwürdigeren Lösungen zu kommen. Gerade am Internationalen Tag der Berge ist es spannend, über diese Thematik zu reflektieren!». Nebst dem Reduzieren und vermeiden gehört auch dazu, in interessante lokale Projekte zu investieren. Beispielsweise in Massnahmen in regionalen Wäldern; erste Kontakte mit dem vor Ort zuständigen Forstbetrieb Thunersee-Süd sind erfolgt.

Ziele im Rahmen der Strategie

Die Niesenbahn startet im 2026 den nächsten mehrjährigen strategischen Zyklus. Gleichzeitig steht die Rezertifizierung des Umweltmanagementsystems ISO 2015:14001 an. Für Daniel Fischer, Verwaltungsratspräsident der NIESENBAHN AG ist klar: «Vor dem Hintergrund der grossen ökologischen Herausforderungen und des bisher Erreichten braucht es zwingend eine Review der strategischen Agenda zur Nachhaltigkeit. Die Positionierung der Niesenbahn muss auf den bisherigen Pfeilern Regionalität, Nachhaltigkeit und Authentizität weiter gestärkt und verantwortungsbewusst fokussiert werden.» Entsprechend wird für das Jahr 2025 eine weitere CO2-Bilanz erstellt und entsprechende Ziele formuliert.

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