seilbahn.net | Themenbereiche | Wirtschaft | 2025-09-26

Serre Chevalier: Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit

Das Skigebiet Serre Chevalier setzt auf Kreislaufwirtschaft und verfolgt sein Engagement für ein immer nachhaltigeres Modell in den Bergregionen.

Die Teams von Serre Chevalier Vallée haben ein Programm zur Erzeugung erneuerbarer Energien entwickelt und umgesetzt, das heute zu den fortschrittlichsten Projekten der Energiewende in europäischen Skigebieten zählt. Mit dem Erfolg, 34 % seines jährlichen Energiebedarfs durch drei Technologien der erneuerbaren Energien (Wasserkraft, Photovoltaik und Kleinwindkraft) zu decken, hat die Gesellschaft Serre Chevalier Vallée, eine Tochtergesellschaft der Compagnie des Alpes, den Weg zu einem neuen Modell geebnet. Sie ist zu einem Labor für viele Skigebiete geworden, die sich nun von ihrer Expertise im Bereich erneuerbarer Energien inspirieren lassen und diese auf ihren eigenen Gebieten anwenden.

Nachdem dieses Kapitel erneuerbarer Energien abgeschlossen war, haben sich die Teams von Serre Chevalier Vallée vor zwei Jahren einer neuen Herausforderung gestellt: der Strukturierung der Kreislaufwirtschaft im Skigebiet. Diese neue ökologische und gesellschaftliche Herausforderung basiert auf drei Grundpfeilern: den Ressourcenverbrauch reduzieren, alles wiederverwenden, was möglich ist, Materialien am Ende ihres Lebenszyklus recyceln – und das Ganze mit innovativen und reparaturfreundlichen Lösungen.

Das Skigebiet Serre Chevalier begann damit, seine Einkaufspolitik zu ändern, indem es einen Ansatz bevorzugt, der auf Wiederverwendung setzt: Beschädigtes wird, wo immer möglich, repariert oder nicht mehr genutzte Teile werden zerlegt, um ein Lager mit Gebrauchtwaren und Ersatzteilen aufzubauen. Die Wahl der Lieferanten und Einkäufe erfolgt nun bevorzugt bei jenen, deren Teile, Maschinen und Werkzeuge langlebiger und besser reparierbar sind.

Konkrete Beispiele aus den letzten zwei Jahren im Bereich Infrastruktur und Management des Skigebiets:

•    Beim Abbau der Fréjus-Gondelbahn wurden die alten Tal- und Bergstationen demontiert und zu geringen Kosten an einen Landwirt und einen Handwerker aus dem Tal abgegeben, die sie in zwei Lagerhallen umgebaut haben.
•    Das Holz der alten Stationen der Fréjus-Gondelbahn wurde vollständig zurückgewonnen: 700 m² wertvolles, 60 Jahre altes Lärchenholz. Dieses wird sowohl von SCV wiederverwendet als auch den Einheimischen für verschiedene Schreinerarbeiten und Innen- sowie Außenausbauprojekte zur Verfügung gestellt – und ersetzt damit den Kauf von neuem Holz, das oft aus Österreich importiert wird.
•    Von den 450 Arbeits- und Skibekleidungen der SCV-Teams wurden im letzten Jahr über 100 repariert, wodurch ihre Lebensdauer um ein Jahr verlängert wurde.
•    Die alte Folie und das Geotextil eines Speicherbeckens wurden sauber demontiert und aufgerollt, um zu 100 % wiederverwendet zu werden: insgesamt 8 000 m². Diese Materialien wurden für interne Zwecke genutzt und kostenlos den SCV-Mitarbeitern zur Verfügung gestellt, die sie in Anhängerplanen oder Abdeckungen für Brennholzstapel umwandelten. Der Rest wird den Bewohnern des Tals angeboten.
•    SCV inventarisiert nun systematisch alle zurückgewonnenen Materialien und entscheidet innerhalb von drei Jahren über ihre Verwendung – entweder zur eigenen Nutzung, zum Verkauf oder zur Weitergabe. Grundsatz: Nichts wird weggeworfen, ohne vorher über eine mögliche Verwendung nachgedacht zu haben.

Zukunftsprojekte:

•    Gründung eines Ressourcenzentrums: Ziel ist es, innerhalb eines Jahres ein Ressourcenzentrum einzurichten, um mit dem lokalen Ökosystem in Kontakt zu treten und Aufwertung, Reparatur und Wiederverwendung zu fördern. Dieses Zentrum wird für Mitarbeiter und Bewohner des Tals geöffnet. Ein bestehendes Gebäude wurde bereits bestimmt und wird dafür umgebaut.
•    Strukturierung des Gebrauchtteillagers und Online-Plattform: SCV hat eine Software zur Bestandsverwaltung erworben, die eine Online-Darstellung und externe Zugänglichkeit ermöglicht. Vorrangiges Ziel ist die Bereitstellung eines Gebrauchtteillagers für Fachleute. Das Projekt soll die Wiederverwendung maximieren und Abfall vermeiden. Langfristig will SCV die Plattform auch für andere Unternehmen der Branche öffnen, um deren Lagerbestände zu bündeln und online zugänglich zu machen.

Serre Chevalier ist außerdem eines der ersten Skigebiete, das das Konzept des Retrofits in den Bergen anwendet: Bestehende Infrastrukturen werden wiederverwendet und modernisiert, anstatt neue zu installieren. So wurde der Stahl des Vierersessellifts Eychauda für den Ersatz des benachbarten Sessellifts Cibouït verwendet. Dadurch wurde die Herstellung neuer Materialien vermieden und die Treibhausgasemissionen reduziert. Zwei Pistenfahrzeuge wurden ebenfalls retrofittet und für zwei weitere Saisons wieder in Betrieb genommen. Diese Vorgehensweise ergänzt andere Initiativen, wie den Einsatz pflanzenbasierter alternativer Kraftstoffe (HVO) für alle Pistenfahrzeuge (bis zu 80 % weniger CO₂-Emissionen) sowie die Erprobung von elektrischen Pistenfahrzeugen.

Serre Chevalier Vallée hat sich im Laufe der Jahre zu einem Labor für nachhaltige Berge und Kreislaufwirtschaft in großen Skigebieten entwickelt. Seine Praktiken weisen anderen Skigebieten den Weg – im Hinblick auf die Reduzierung der Umweltbelastung, das intelligente Management von Ausrüstungen und die Sensibilisierung sowohl der Besucher als auch der Fachleute.

Kennzahlen:

•    34 % des Energiebedarfs des Skigebiets durch erneuerbare Energien gedeckt.
•    700 m² Altholz lokal wiederverwendet.
•    100 reparierte Arbeitskleidungen = 25 % des Bestands.
•    8 000 m² Planen und Geotextilien wiederverwendet.
•    Gründung eines Ressourcenzentrums.
•    Digitale Plattform für Gebrauchtteile, gemeinsam genutzt von mehreren Skigebieten.
•    Retrofit von Infrastrukturen und Pistenfahrzeugen, Einsatz von HVO-Kraftstoff und Erprobung von Elektro-Pistenfahrzeugen.

https://www.serre-chevalier.com/


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